Veloclub Leibstadt

Bouldern 21.01.2024

Gedanken zum Vereinsleben

Die meisten Vereine wurden um die Jahrhundertwende gegründet. Beim Veloclub Leibstadt war dies 1908, also vor 115 Jahren. Zu dieser Zeit waren die sozialen Strukturen ganz anders als heute. Man wohnte in Grossfamilien, arbeitete in der Landwirtschaft oder in Industriebetrieben, und meistens waren die Mittel und Möglichkeiten eher bescheiden. Man suchte Gleichgesinnte und fand sie im Veloclub, im Turnverein, in der Musikgesellschaft usw.  Hier konnte man ausbrechen und auch zeigen, was man konnte. Alle zogen am gleichen Strick, und bei manchen Anlässen und bei manchen Festivitäten wurde dies auch vertieft.

Nach rund 100 Jahren hat sich die Gesellschaft enorm verändert. Die Möglichkeiten in der Freizeit sind vielschichtig, das finanzielle Polster viel grosszügiger (auch wenn es vielleicht nur geliehen ist!). Die Vereinskamerad-schaft ist nicht mehr gefragt. Man trainiert individuell, in einem Fitnesszentrum, zu der individuellen Zeit, anonym oder mit einigen wenigen Partnern. Oder man lässt es ich einfach „wohl ergehen“ und geniesst das Leben. Und sich engagieren für ein Ideal, sprich in einem Vorstand, das lässt man doch lieber bleiben. Für Gespräche hat man ja das Handy, das jederzeit und an jedem Ort gezückt wird.

In einem gesunden Körper herrscht ein gesunder Geist. Das wussten unsere Urahnen schon – und das hat sich bis heute nicht geändert. Ein Vereinsleben ist nicht nur für das physische, sondern auch das psychische Gleichgewicht förderlich. Einverstanden, es gibt auch hier Extreme, welche die Grenzen überschreiten und ins Abstruse führen können. In einem Verein treffen sich Gleichgesinnte jeden Alters und/oder Geschlechts, welche miteinander etwas gemeinsam erleben und Freude daran haben möchten. Dies ist meines Erachtens der Kernpunkt der Vereinsaussage.

Der Veloclub Leibstadt hat sich 1992 entschieden, seine Tätigkeit aufs Biken zu verlegen. Ohne diesen Entscheid und nur mit dem Rennrad hätten wir nicht überlebt. Von der älteren Garde wird das Rennrad aber immer noch gepflegt, während dem die jungen Fahrer immer mehr in den Bereich 4-Cross und Downhill abdriften. Trotz dem grosszügigen Bau des Bikeparkes streben Jung und Alt ideologisch auseinander. Man kann von einem 60-jährigen sicher nicht erwarten, dass er auf solchen Bahnen fahren muss/soll. Aber das grundsätzlich wichtige „gemeinsame Vereinsleben“ ist gefährdet.

Kann man dagegen etwas tun? Ohne Nachwuchs stirbt ein Verein aus, also gilt es die Jungen zu halten. Die Konstanz eines Vereines beruht jedoch eher beim „Mittelalter“. Viele der Jungen halten nicht mehr zum Verein, wenn ihre Karriere abgeschlossen ist. Die Kerngruppe „Mittelalter“ garantiert auch den Behörden, den Sponsoren, den Ehrenmitgliedern und hauptsächlich den Eltern, dass seriös und zielgerichtet gearbeitet wird. Also ist es wichtig, dass alle Altersgruppen in einem Verein am gleichen Strick ziehen und gleichzeitig Freude an ihrem Tun haben.

Für mich müssten mehr gemeinsame Anlässe durchgeführt werden, welche dieses Gemeinschaftsgefühl wieder einbringen wird. Wenn z.B. nur noch rund 10 ältere Rennfahrer an der 3-tägigen Vereinsreise teilnehmen, dann ist dieser Anlass zum Aussterben verurteilt. Warum nicht mit Jung und Alt, aber mit den Bikes, 2 Tage in den Schwarzwald und Abends eine richtige Sause veranstalten. Das würde den Fahrern und dem Verein mehr nützen, da bin ich mir sicher. Dies ist nur ein Vorschlag. Es müsste eine gemischte Findungskommission (nicht immer der Vorstand!) zusammensitzen und mal auflisten, was wir gemeinsam unternehmen können. Das würde unserem Verein gut tun….

Bruno Vögele